Stadtnachricht
Horber Weihnachtskrippe als „Außenstellung“ des Stadtmuseums Horb a.N.
Seit dem zweiten Adventswochenende ist die große Horber Weihnachtskrippe wieder in einem der Schaufenster vom Rathausgebäude Marktplatz 12 aufgebaut. Da das Stadtmuseum Horb a.N. in diesem Winter über die Feiertage pandemiebedingt geschlossen bleibt, kann wenigstens dieses einzigartige Exponat als „Außenstellung“ besichtigt werden.
Das mit vielen liebevollen Details gestaltete Krippenkunstwerk wurde 1930 von dem Horber Bildschnitzer Franz Xaver Hausch (1875-1955) für seine Familie geschaffen. Er war der Sohn von Peter Paul Hausch, der im späten 19. Jahrhundert die Altarbau-Werkstatt seines Lehrmeisters Johann Nepomuk Meintel weitergeführt hatte.
Bei der Bombardierung von Horb a.N. Ende Januar 1945 wurde die Krippe leicht beschädigt. Dreißig Jahre später entwendeten Diebe den zweiteiligen Krippenberg samt Figuren aus dem Depot im Stuben’schen Schlössle. Nicht ahnend, dass er Hehlerware gekauft hatte, präsentierte ein Bondorfer Kunstsammler seine Neuerwerbung zur Weihnachtszeit in der Zeitung als herausragendes Beispiel der Horber Krippenkunst. Die Familie Hausch erkannte ihr Eigentum und konnte rechtmäßige Besitzansprüche geltend machen. Später übergab Marianne Hausch, die Tochter des Künstlers, die Krippe in die Obhut des Stadtmuseums Horb a.N..
Das biblische Ereignis der Geburt Jesu in Betlehem hat der Krippenbauer fantasievoll in seine Heimat versetzt, denn die Botschaft lautet: Weihnachten ist überall! Statt vom Tempelberg in Jerusalem wird die Szenerie von markanten Gebäuden überragt, die Ortskundige sofort als Horber Oberstadt erkennen. Die Stiftskirche, der Schurkenturm, das ehemalige Dominikanerinnenkloster und die Giebelhäuser werden eingefasst von Türmen und Ruinen, die an die Reste der Horber Ringmauer erinnern. Sogar das Gaistörle ist aus dem Neckartal auf den Bergsporn versetzt.
Als Vorlage für den Stall diente die Antoniuskapelle an der Straße nach Bildechingen, an die hier ein Schopf samt Hühnerstall angebaut ist. Unterm hell erleuchteten Gewölbe wachen Maria und Josef beim neugeborenen Jesuskind in der Krippe.
Von hinten schaut der Ochse herein. Der Esel kommt als Reittier für einen Engel mit roter Zipfelmütze hinzu. Ein kleiner Kinderengel kniet daneben, um dem Jesuskind ein Schälchen mit Brei zu bringen. Auf der Dachgaube überm Hühnerstall sitzt ein weiteres pausbäckiges Engelchen, das der Welt auf einem Schriftband mit den lateinischen Worten „Gloria in excelsis Deo“ das Lob Gottes verkündet. Links vom Krippenstall beim Ententeich weist ein schlanker Engel mit schillernden Goldflügeln die heutigen Betrachtenden auf das frohe Weihnachtsereignis hin.
Himmlisches und irdisches Geschehen verschmelzen in einem märchenhaften Nebeneinander. Bäuerinnen und Hirten, Hunde, Schafe und Ziegen tummeln sich rund um den Stall. Von einem hölzernen Steg aus predigt der Heilige Franz von Assisi in brauner Mönchskutte. Er soll im Jahr 1223 mit lebenden Tieren in einer Höhle die erste Krippenfeier abgehalten haben. Stellvertretend dafür hat Franz Hausch ein Kaninchen, eine Ente, ein Rebhuhn, eine Eule, einen Specht, einen Rabe und Rotkehlchen in die Landschaft versetzt. Der Klapperstorch auf dem Stalldach ist dabei zugleich eine augenzwinkernde Anspielung auf das Wunder der Geburt.
Treffend hat der Horber Künstler Wilhelm Klink 1932 in einem Zeitungsartikel unter dem Titel „Krippenzauber!“ die Arbeit seines Freundes Franz Hausch beschrieben. „Es braucht eine große Liebe zur Sache und viel tiefen Frohsinn und feine Naturbeobachtung, um solch ein Werk schaffen zu können.“ Alle, die das schöne Stück noch nicht gesehen haben, mögen es nochmals und wieder besuchen. Sie würden immer wieder Neues finden.