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Stadtnachricht

Das Kreisforstamt informiert: Sorgen um den Wald


Viele Menschen sorgen sich aktuell um unsere Wälder. Die Nachrichten sind voll mit Meldungen zum schlechten Waldzustand oder handeln von Massenvermehrungen von Borkenkäfern mit riesigen kahlgeschlagenen Waldflächen. Auch hier im Kreis Freudenstadt nehmen die Waldbesitzenden und die Mitarbeitenden des Kreisforstamtes diese Sorgen der Menschen wahr. Viele Menschen, die den Wald besuchen, fragen sich, warum gerade jetzt wieder Holz geschlagen wird, wenn es doch dem Wald so schlecht geht. Auch Förster*innen beschäftigt die Frage, wie es mit dem Wald in Zukunft weiter geht. „Sprechen Sie uns an. Fragen Sie uns, wenn Sie wissen wollen, was wir tun und warum wir es tun. Nur wenn wir miteinander ins Gespräch kommen, können wir uns verstehen“, sagt Susanne Kaulfuß, Leiterin des Kreisforstamtes.

Aufgrund der schlechten Nachrichten die Nutzung der Wälder einzustellen, ist aus Sicht des Kreisforstamtes fatal. „Die Sache ist kompliziert. Nichts zu tun ist aber wie so oft die schlechteste Option“, so Kaulfuß. Vom Kreisforstamt betreute Holzerntemaßnahmen erfolgen immer nach den Prinzipien einer naturnahen nachhaltigen Forstwirtschaft. Das heißt, dass mit der Holzernte in erster Linie die Pflege der Wälder verbunden ist. Und diese aktive Pflege ist wichtiger denn je, um die Wälder für den Klimawandel und die ungewisse Zukunft stabiler zu machen.

Besonders die nächste Waldgeneration braucht Wasser, Licht und Platz, um sich zu entwickeln. In den meisten Fällen werden nur vereinzelt Bäume in den Beständen entnommen. Die verbleibenden Bäume müssen dann mit einem Mitbewerber weniger um Nährstoffe und Licht kämpfen. Sie haben so die Chance fit zu bleiben. „Der Vergleich zwischen Käfighaltung und Freilandhaltung von Hühnern ist vermessen, aber bringt es auf den Punkt: Mehr Platz pro Baum sorgt für mehr Stabilität und Gesundheit“, so Susanne Kaulfuß. Zudem fangen dicht geschlossene Baumkronen viel Regenwasser ab. Bevor es den Boden erreicht, verdampft es meist wieder. In den Lücken zwischen den Bäumen findet es dagegen einen Weg in den Waldboden.

„Zum Glück sind wir in den vergangenen drei extrem trockenen und warmen Jahren im Landkreis Freudendstadt mit einem blauen Auge davongekommen. Großflächige Schäden“, so Kaulfuß weiter, „wie z. B. im Landkreis Waldshut oder im Sauerland sind bei uns nicht vorhanden.“ Hin und wieder gibt es größere Löcher in den Waldbeständen, die durch Trockenschäden oder Borkenkäferbefall entstanden sind. Diese sind zum Teil schon mit Naturverjüngung z. B. von Tanne oder Buche bewachsen, was der bis dahin erfolgte Pflege zu verdanken ist. Wenn nicht, dann können hier weitere lichtliebende Baumarten wie Ahorn oder Eiche gepflanzt werden. Diese hätten im dunklen Nadelwald sonst keine Chance, sind aber notwendig in den nadelholzreichen Wäldern des Nordschwarzwaldes für mehr Mischung und Abwechslung bei den Baumarten zu sorgen.

Der Waldumbau, wie die Förster*innen sagen, ist eine langwierige Aufgabe, die schon seit vielen Jahrzehnten betrieben wird. „Im Vergleich zur Landwirtschaft können Waldbesitzende nicht von einem Jahr zum nächsten die Baumarten wechseln“, sagt Kaulfuß. Daten der Bundeswaldinventur liefern seit 1987 Informationen wie sich die Baumarten im Landkreis entwickeln. Die letzte Inventur war 2012 und die nächste erfolgt im Jahr 2022. Der Anteil der Nadelbäume ist von rund 95 % im Jahr 1987 auf 90 % in 2012 zurückgegangen. Diese 5 % klingen nicht nach viel, bedeuten aber, dass sich der Anteil der Laubbäume, wie Buche oder Ahorn, von 5 auf 10 Prozent verdoppelt hat. „Wir warten gespannt auf die Zahlen der Bundeswaldinventur im Jahr 2022. Diese zeigen uns hoffentlich, dass der Anteil der Laubbäume im Kreis weiter zugenommen hat.“ Rückläufig ist vor allem der Anteil der Fichte. Der Anteil der Charakterbaumart des Schwarzwaldes, der Tanne, ist mit 22 % stabil geblieben. Das freut die Försterinnen und Förster, denn die Tanne und die Laubbäume haben es schwer. Ihre Knospen sind im Winter das Lieblingsfutter der Rehe. Die Jagd ist ein weiterer und sehr emotionaler Punkt in dem komplizierten System der Wälder. Nur durch angepasste Wildbestände haben die kleinen Bäumchen eine Chance, bei ausreichend Licht und Nährstoffversorgung zu wachsen. Wo die natürlichen Feinde der Rehe, wie Wölfe oder Bären, nicht vorhanden sind, ist die Jagd die einzige Möglichkeit hier aktiv mitzuwirken. Waldbesitzende und Jägerschaft müssen hier eng zusammenarbeiten und sich abstimmen.

„Wald ist aber nicht nur vom Klimawandel betroffen, seine Nutzung bietet uns auch wichtige Möglichkeiten, um dem Klimawandel aktiv zu begegnen“, so Kaulfuß weiter. „Holz ist ein hervorragender Kohlendioxid-Speicher, der, wenn er langlebig z. B. in Möbeln oder Bauholz genutzt wird, dem Klimawandel entgegenwirkt. An der Stelle, wo ein großer Baum gefällt wird, haben viele kleine Bäumchen die Chance groß zu werden und wieder Kohlendioxid zu speichern.“ Nur durch Sonnenlicht, Wasser und Boden wachsen in den Wäldern des Landkreises ca. 10 bis 15 m³ Holz pro Jahr und Hektar hinzu. Der Baum verarbeitet in einem Kubikmeter Holz ca. eine Tonne Kohlendioxid. Rund 750 kg Sauerstoff werden freigesetzt und rund 250 kg Kohlenstoff im Baum dauerhaft gespeichert.

Aktuell laufen in den Wäldern des Nordschwarzwaldes wieder Holzeinschläge, da es eine Nachfrage der regionalen Sägewerke nach Frischholz gibt. „Holz aus dem Landkreis Freudenstadt, dass über die Holzverkaufsstelle des Kreisforstamtes vermarktet wird, wird zu 90 % im Umkreis von 150 km vom Landkreis Freudenstadt weiterverarbeitet. Ein Holz der kurzen Wege sozusagen, das eine bessere CO2-Bilanz als Holz aus Skandinavien oder Osteuropa hat“, so Michael Hamm, Leiter der Holzverkaufsstelle des Kreisforstamts. Das Käferholz aus Nordwestdeutschland kommt aus Qualitätsgründen für die regionalen Sägewerke meist nicht in Frage. „Unser regionales Holz spricht nicht nur wegen der kurzen Wege für sich“, freut sich Hamm.

Die Förster*innen setzen ein bisschen auch auf das Prinzip „Hoffnung“. Hoffnung darauf, dass es ausreichend Naturverjüngung gibt, dass die Wälder immer wieder Niederschläge abbekommen und dass den Waldbesitzenden der Waldumbau gelingt. „Man muss den Bäumen auch etwas zutrauen. Sie können sich nicht so schnell auf die Veränderung einstellen wie wir, denn ihre Anpassung ans Klima braucht deutlich länger. Wir können eher die kurze Hose aus dem Schrank holen“, sagt Kaulfuß. „Die Bäume können das aber schaffen und wir helfen ihnen dabei.“

Bei allen Anliegen rund um den Wald ist das Kreisforstamt telefonisch unter 07441 920-3001 oder per E-Mail unter forst(at)kreis-fds.de zu reichen. Die Kontaktdaten zu den Revierleitungen sind auf der Homepage des Landratsamtes www.landkreis-freudenstadt.de www.landkreis-freudenstadt.de zu finden.

Waldentwicklung
Strukturreiche Wälder, Holznutzung und Klimawandel gehören aus Sicht des Kreisforstamtes zusammen.

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