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Stadtnachricht

Ausstellung im Stadtmuseum: Eine "Horber Bilderbuch"-Karriere Wilhelm Klink (1874 -1952)


"Horber Bilderbuch" Karriere Wilhelm Klink (1874-1952)

Es ist Zeit, an den 150. Geburtstag von Wilhelm Klink zu erinnern, der am 19. Januar 1874 in Untertalheim zur Welt kam. Wie kaum ein anderer Künstler hat er in Horb a. N. Spuren hinterlassen. Aber hatte der Schöpfer der Rathausfassade, die als „Horber Bilderbuch“ bekannt ist, selbst eine Bilderbuchkarriere? Die aktuelle Ausstellung im Stadtmuseum gibt vielfältige Einblicke in sein umfangreiches Schaffen.

Als sein Vater, Steinbildhauer und Sonnenwirt 1888 starb, musste der 14-jährige Wilhelm Klink die Horber Lateinschule gegen eine Bildhauerlehre bei Franz Vollmer in Rottenburg tauschen. 1890 wechselte er als Lehrling nach Horb a. N. zu Peter Paul Hausch, der im Stuben'schen Schlössle die Kunstwerkstatt des Lehrmeisters Johann Nepomuk Meintel weiterführte. Nach der Gesellenprüfung 1892 durfte der talentierte Handwerker die Kunstgewerbeschule in Nürnberg besuchen. In den Sommerferien 1894 wurde der 20-Jährige erster Vorsitzender des neu gegründeten Horber „Alterthümer-Vereins“. Von der künstlerischen Weiterbildung in München kehrte er 1897 als gereifter Bildhauer und Maler zur Horber „Werkstätte für kirchliche Kunst“ zurück. Zunehmend stieg er in deren künstlerische Leitung ein.

Als Peter Paul Hausch 1899 unerwartet starb, übernahm dessen 25-jähriger Sohn Pius die Geschäftsführung. Der gleichaltrige Mitarbeiter Wilhelm Klink blieb für die kreativen Konzepte, die figürlichen Bildhauerarbeiten und die Malereien zuständig. Die Aufträge aus jener Zeit tragen zwar die Firmenbezeichnung „Pius Hausch“, doch zeigen sie in Entwurf und Umsetzung die künstlerische Handschrift von Wilhelm Klink. Augenfällige Beispiele dafür sind der Pietà-Altar von 1904 und der Josefsaltar von 1912, beide in der Horber Stiftskirche. Nebenher übernahm Wilhelm Klink kleinere grafische Aufträge für die Stadt, für Firmen oder Vereine. In der Freizeit dokumentierte oder rekonstruierte er in reizvollen Zeichnungen die Baudenkmäler der Neckarstadt.

Als Wilhelm Klink 1904 Sophie Bareis, die älteste Tochter des Horber Goldadlerwirts, heiratete, war Pius Hausch sein Trauzeuge. Doch im November 1915 kam es zum Bruch zwischen den Freunden und Wilhelm Klink machte sich mitten im Ersten Weltkrieg selbstständig. Ein großer Moment für ihn und für Horb a. N. war, als er am 27. August 1917 im Steinhaus die 35 Bruchstücke der gotischen „Horber Madonna“ entdeckte. Nach Kriegsende war ein erster Auftrag im Dezember 1918 die Grafik für das Horber Notgeld. Hauptbroterwerb blieben bis weit in die 1920er-Jahre Gefallenendenkmäler, wie sie in einigen Horber Ortsteilen noch erhalten sind. Mit der Bemalung der Rathausfassade zwischen Sommer 1925 und Sommer 1927 setzte er nicht nur den großen Persönlichkeiten aus der Horber Geschichte, sondern auch sich selbst ein prachtvolles Denkmal.

Das Rathaus mit dem "Horber Bilderbuch"

Neben weiteren städtischen Aufträgen erledigte Klink weltliche und kirchliche Aufträge im ganzen Südwesten, es gingen aber auch Lieferungen in die Schweiz und nach New York.

Im Haus am Aischbach, dem Familiendomizil seines Schwiegersohns Juwelier Josef Reinhardt, bezog Wilhelm Klink 1938 eine Atelierwohnung im Obergeschoss.

Wilhelm Klink Foto: privat/Stadtmuseum

Der überzeugte Katholik und Demokrat widerstand in der Nazi-Diktatur allen Anfeindungen und soll niemals den Hitlergruß gemacht haben. Er starb am 2. April 1952 und wurde unter großer Anteilnahme auf dem Horber Friedhof beigesetzt.

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