Innenstadtwettbewerb 2024Rückbau Ortsdurchfahrt und Neugestaltung Innenstadt
Wettbewerbsidee
Die Stadt Horb am Neckar plant im Rahmen der Fertigstellung der Hochbrücke über dem Neckartal die Neugestaltung der Ortsdurchfahrt auf der Neckarstraße. Ziel dieses Realisierungswettbewerbs ist es, durch die zu erwartende Entlastung der Ortsdurchfahrt einen Shared-Space-Bereich zu schaffen und verschiedene Nutzungsszenarien zu entwickeln und zu berücksichtigen.
Dabei soll die Planung der Verkehrs- und Freianlagen für das ca. 2 ha große Gebiet sowie die Entwicklung von Vorschlägen für das Stadtmobiliar und die Verbesserung der Sicherheit und Aufenthaltsqualität im Fokus stehen.
Die Verkehrssanierung und -umgestaltung in Horb am Neckar soll dabei in zwei klar definierten Bauabschnitten erfolgen. Die Neugestaltung der Neckarstraße soll dabei unabhängig von der Einbahnring-Umfahrung in einem ersten Bauabschnitt funktionieren. Durch die konsequente Anwendung des modularisierenden Ansatzes soll eine flexible Anpassung der Planung und Ausführung an die jeweiligen Anforderungen und Bedingungen ermöglicht werden.
Ein besonderes Augenmerk wird auf die maßstäbliche und funktionale Umsetzung der Anforderungen gelegt, wobei nachhaltige und wirtschaftliche Aspekte ebenso berücksichtigt werden. Die städtebauliche Einbindung soll dabei sensibel erfolgen, und die räumliche Entwicklung des Gebiets sollte im Einklang mit den vorgeschlagenen Maßnahmen stehen.
Das übergeordnete Ziel dieses Wettbewerbs ist es, qualitativ überzeugende und funktional tragfähige Entwürfe für die Stadtraumgestaltung zu entwickeln. Dabei soll ein Gesamtkonzept entstehen, das die verschiedenen Nutzungsszenarien harmonisch integriert und ein funktionieren-des Miteinander im neu gestalteten Raum ermöglicht.
Wettbewerbsgebiet
Das Gebiet umfasst den Bereich der unteren Kernstadt. Es wird im Osten begrenzt durch das Reibegäßle bzw. den Anknüpfungspunkt auf die Mühlener Straße im Bereich des alten Bahnwärterhauses. Im Westen ist es begrenzt durch die Wilhelmstraße, im Süden bildet der Neckar die Grenze und im Norden der Bereich der Gutermann-Grundschule bzw. die Einmündung in die Stuttgarter Straße.
Projektverlauf
In öffentlicher Gemeinderatssitzung wurde dem Gremium am 25. Juli 2023 der aktuelle Sachstand dargestellt. Die Drucksache können Sie hier einsehen.
Das beauftragte Verkehrsplanungsbüro Richter-Richard erarbeitete eine Machbarkeitsstudie, deren Ergebnisse hier zu finden sind. Das Büro Richter-Richard schlug zudem vor, eine Verkehrsbefragung durchzuführen mit der Zielsetzung, Zahlen für die Nutzung der Brücke zu erhalten und so festzustellen, mit wie viel verbleibendem Verkehr nach Fertigstellung der Hochbrücke noch in der Innenstadt zu rechnen ist. Die Ergebnisse der Verkehrsbefragung finden sie unten auf dieser Seite.
Der Beschluss, den Wettbewerb für die Planung der Umgestaltung der Ortsdurchfahrt durchzuführen sowie das Büro kohler grohe architekten für die Wettbewerbsbegleitung direkt zu beauftragen wurde am 19.12.2023 im Gemeinderat gefasst. Die entsprechende Drucksache 195/2023 finden Sie hier.
Preisgericht
Am 12. November 2024 fand das Preisgericht zum Wettbewerb „Rückbau Ortsdurchfahrt und Neugestaltung Innenstadt Horb am Neckar“ statt. Insgesamt wurden 12 Arbeiten abgegeben. 1. Preisträger ist das Büro TDB, Landschaft, Berlin. Sie finden alle abgegebenen Arbeiten ganz unten auf dieser Seite.
Ausstellung
Von Montag 18. bis Samstag 23. November 2024, werden alle Arbeiten im Steinhaus ausgestellt. Die Ausstellung ist wie folgt geöffnet:
- Montag, 18.11.: 14.00 Uhr – 18.00 Uhr
- Dienstag, 19.11.: 10.00 Uhr – 14.00 Uhr
- Mittwoch, 20.11.: 14.00 Uhr – 18.00 Uhr inkl. Führung um 17.00 Uhr
- Donnerstag, 21.11.: 14.00 Uhr – 18.00 Uhr
- Freitag, 22.11.: 10.00 Uhr – 14.00 Uhr inkl. Führung um 13.00 Uhr
- Samstag, 23.11.: 11.00 Uhr – 15.00 Uhr
Zu den Führungen ist keine Anmeldung erforderlich. Der Eintritt ist frei.
Gutachten
Wettbewerbsergebnisse
- Protokoll Preisgerichtsitzung
- 1. Preis: TDB Landschaft, Berlin
- 2. Preis: Glück Landschaftsarchitektur, Stuttgart
- 3. Preis: capatti staubach urbane Landschaften, Berlin
- Anerkennung: mahl gebhard konzepte Landschaftsarchitekten, München
- Anerkennung: Stefan Fromm Landschaftsarchitekten, Dettenhausen mit LEHENdrei Architektur und Stadtplanung, Stuttgart
- 2. Rundgang: Baldauf Architekten und Stadtplaner, Stuttgart mit König Landschaftsarchitekten, Altbach
- 2. Rundgang: weihrauch+fischer, Solingen
- 2. Rundgang: BHM Planungsgesellschaft mbH, Bruchsal
- 2. Rundgang: Pesch Partner Architektur Stadtplanung, Stuttgart
- 2. Rundgang: Studio Vulkan Landschaftsarchitektur, München
- 2. Rundgang: faktorgrün Landschaftsarchitekten, Rottweil mit K9 Architekten, Freiburg
- 2. Rundgang: 265 grad Freiraum+Umwelt, Überlingen mit Hirthe, Friedrichshafen und Ingenieurbüro Daeges, Sigmarszell
Das Preisgericht über den 1. Preis
TDB Landschaft, Berlin
Es ist diese besondere gefühlvolle Zurückhaltung in der Fläche gepaart mit stimmigen akzentuierenden Setzungen an den richtigen Orten, mit denen die Arbeit ins Auge fällt. Mit dem nachvollziehbaren Verweis auf die bereits vorhandenen Raumkanten und die prägende Topografie werden Bäume in der Anzahl zurückhalten, in der Betonung der Raumfolgen jedoch stimmig gesetzt und für die Akzentuierung der jeweiligen Orte richtig und in hoher atmosphärischer Dichte inszeniert. Am Fruchtkasten entsteht so ein angenehm locker begrünter Platz mit einladender Freitreppe zum Wasser. Der etwas karge Brunnenplatz schafft flexibel nutzbaren Stadtraum. Auch wenn der talseitige Blick doch etwas verstellend wirken könnte so spielen die Stadtterrassen im Ganzen eloquent mit den vorhandenen Höhendifferenzen und entwickeln im lichten Schatten der Bäume in der Ebene wie über die schwingenden Treppen reizvolle Aufenthaltsqualitäten. Bushalte-stellen in Kurven sollten jedoch vermieden werden.
Der vorgeschlagene Stadtboden ist für die intendierte Nutzung ausreichend strapazierfähig und spannt sich richtigerweise in einheitlich verbindendem Duktus von Fassade zu Fassade auf. Konzeptionell grundsätzlich nachvollziehbar ist die Fortführung der Belagseinheit bis zur Oberstadt – mit Blick auf die unterschiedlichen zukünftigen Verkehrsbelastungen wird die Notwendigkeit eines dem entsprechenden frühzeitigeren Abschluss diskutiert. Bemerkenswert ist das subtile Spiel mit Pflasterrinne und Plattenrinne, die einerseits klare Verkehrsführungen / Orientierung ermöglicht, andererseits an den richtigen Stellen auf die intendierte Gleichberechtigung der Verkehrsteilnehmer verweist. In Konsequenz des Konzeptes eines steinernen Stadtrings versus grünen Parkring wird das Reibegäßle in eine „Parkfuge“ eingelegt. Das kraftvolle Grün, die Möglichkeit zum Eintauchen und die zurückhaltende und doch attraktive Bespielung des Innern überzeugt, die Proportionen im Park und der doch raumgreifende Ausbau der Straße werden dagegen kritischer diskutiert. Die vorgegebenen verkehrlichen Szenarien lassen sich in gestuften Bauabschnitten gut umsetzten und ermöglichen auch dann zukünftig eine hohe Flexibilität in der Nutzung. Flächenlayout und die dargestellte handwerkliche Durcharbeitung in Verbindung mit der vorgeschlagenen Materialität lassen angemessene Gestehungs- wie Unterhaltkosten erwarten. Die neuen Bäume haben aufgrund weitgehend offener und gut dimensionierter Baumstandorte eine gute Entwicklungsperspektive. Das Regenwassermanagement ist trotz der Einschränkungen durch Raum und Topografie sinnfällig in das Gesamtlayout eingebunden.
Und so sind es letztendlich eben diese Zurückhaltung, die einfühlsame Durcharbeitung im Detail, die nutzungsoffenen und doch gut zu bespielenden Räume, die auch in die Zukunft gerichtete Flexibilität und Dauerhaftigkeit, die diese Arbeit kennzeichnen – ein Beitrag, der so einen hervorragenden Lösungsansatz für die ambitionierte Umgestaltung der öffentlichen Räume von Horb bietet.