Veranstaltung

Nordstetter Literaturspaziergang: Auf den Spuren von Berthold Auerbach

Viermal im Jahr lädt das Kultur- und Theaterforum Nordstetten (KTF) zu einem literarischen Sonntagsspaziergang auf den Spuren des Schriftstellers Berthold Auerbach. Nicht  nur über das Leben des berühmten Dorfgeschichtenerzählers, der am 28. Februar 1812 im hochgelegenen Horber Stadtteil geboren wurde und dort seine Kindheit verbrachte, auch über seine literarischen Figuren erfahren die Auerbach-Spaziergänge Wissenswertes und Unterhaltsames. Die Teilnahme an diesem sonntäglichen Dorfbummel ist gratis, man trifft sich jeweils am zweiten Sonntag im April, im Juni, im August und im Oktober um 14:00 Uhr vor dem Nordstetter Schloss, und lässt sich auch nicht durch widrige Witterund von diesem Sonntagsvergnügen abhalten. Näheres zu diesem Horber Kulturangebot ist bei Helmut Engisch (Telefon: 07451 7948) zu erfahren.

Rund zwei Stunden dauert der literarische Dorfbummel, der mit einem Besuch des Auerbach-Museums im Nordstetter Schloss beginnt und dann zu wichtigen Lebensstationen des Schriftstellers und auch zu einigen Schauplätzen seiner berühmten Dorfgeschichten führt. Und zwölf Stationen sind es, an denen beim Nordstetter Literaturspaziergang Halt gemacht und über Leben und Werk des einstigen Bestseller-Autors berichtet wird. Nach einem kurzen Besuch des Auerbachs-Museums wird das einzige noch erhaltene Relikt der einstigen jüdischen Gemeinde Nordstettens besichtigt: Der kleine Wehrturm beim Schloss mit der Mikwe, dem früheren Judenbad, dessen Tauchbecken die Zeitläufte einigermaßen unbeschadet überstanden hat. Der Platz, an dem bis 1937 die Nordstetter Synagoge stand und auch das einstige Gasthaus zum “Ochsen“, in dem der musikbegeisterte und lebensfrohe Großvater Auerbachs wirtete, sind die nächsten Stationen des literarischen Dorfspaziergangs.

Dann geht’s weiter zu jenem Haus, in dem Berthold Auerbach in der Purimnacht des jüdischen Jahres 5572 - nach christlicher Zeitrechnung am 28. Februar des Jahres 1812 - zur Welt kam. Auf dem Weg durch die Hauptstraße in Richtung Judenfriedhof darf dann Bekanntschaft gemacht werden mit einigen der wahrhaft originellen Helden aus Auerbachs Dorfgeschichten, und am Grab des Dichters auf dem jüdischen Friedhof werden jene Worte zitiert, die der Stuttgarter Ästhetik-Professor Friedrich Theodor Fischer am 15. Februar des Jahres 1882 zur Würdigung des Verstorbenen am Grabesrand sprach. Im Blick auf diesen Besuch am Dichtergrab bittet das KTF die Literatur-Spazierer zu beachten, dass es die Achtung vor den jüdischen Religionsgebräuchen gebietet, dass Männer die Stätte der Toten nicht ohne Kopfbedeckung betreten.

Nach einer Stipvisite bei der ehemaligen Nordstetter Ziegelei, wo an einen frühen Fall von brachialer Wehrdienstverweigerung erinnert wird, und im „Kniebis“, wo sich einst Auerbachs „Feindliche Brüder“ das Leben gegenseitig schwer machten, geht’s dann in Richtung „Schäpfle“ und zurück zum Parkplatz beim Schloss.