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Internationales Bildhauersymposion
Rundgang zu den fünf Skulpturen des Bildhauer-Symposions

Zum Abschluss des 4. Internationalen Bildhauer-Symposions Horb begrüßte Bürgermeister Ralph Zimmermann am Samstagnachmittag eine kleine Schar Kunstinteressierter auf dem Werkplatz am Neckarufer unterhalb der Dammstraße. Zwischen restlichen Holzstücken und Häufchen von Kettensägemehl dankte er den fünf teilnehmenden Künstlerinnen und Künstlern für ihr unermüdliches Schaffen und für die Kunstwerke, die in den vergangen zehn Tagen im Freiluftatelier auf der Wiese entstanden sind. Besonders dankte er der neuen Kuratorin Birgit Rehfeldt, die für die Auswahl der Teilnehmenden verantwortlich war und sich selbst unter diese eingereiht hatte. Er dankte dem bisherigen Kurator Josef Nadj für sein Engagement in allen technischen Fragen, die große Unterstützung mit seinen professionellen Bildhauer-Gerätschaften und seiner jahrzehntelangen praktischen Erfahrung.

Bildhauersymposion 2024

Die erste der fünf Stationen zu den neuen Standorten war gleich am Werkplatz. Ein übergroßer, niedlicher türkisblauer Hase zog dort das Interesse auf sich. Er trägt den Titel „For Children Only“. Der Bildhauer Markus Keuler aus Bremen möchte dieses zusätzlich von ihm angefertigte Bildwerk einem Horber Kindergarten zur Verfügung stellen.

Bildhauersymposion 2024

Am westlichen, leicht ansteigenden Zipfel der sogenannten „Turnierwiese“ hat nun das Kunstwerk „Ohne Titel“ aus dem Zyklus „Menschen und Bäume“ des litauischen Bildhauers Edvardas Racevičius aus Greifwald seinen Platz für die nächsten vier Jahre gefunden. In wie vom Borkenkäfer gefressenen Laufgängen liegen menschliche Figuren mit weißen Hemden und schwarzen Hosen. Für den Künstler ein Sinnbild, wie der Mensch zum Schädling für die Natur werden kann.

Bildhauersymposion 2024

An der zweiten Station am südlichen Neckarufer gegenüber vom Marmorwerk stellte Bildhauerin Birgit Rehfeldt aus Ostfildern ihre blaue „Kraulerin“ vor. Sie liebäugle noch damit, der auf kubistische Formen reduzierten Skulptur den Titel „Freischwimmerin“ zu geben, denn es gehe nicht so sehr um den Sport, sondern um die menschliche Freiheit.

Bildhauersymposion 2024

Zur dritten Station durchquerte die Skulpturenweg-Gemeinschaft die Horber Altstadt mit kleiner Erfrischungspause am BürgerKulturHaus. Danach ging es zur dritten Station hinauf in den Burggarten, wo die Skulptur „Punktlandung mit Blumen“ von ihrem Schöpfer Markus Keuler erklärt wurde. Die unterlebensgroße Figur auf einem Baumstumpfpodest stellt einen Jungen mit Trisomie 21 dar, der einen Blumenstrauß hinter seinem Rücken verbirgt. Von den Menschen mit dieser genetischen Besonderheit habe er selbst viel bekommen, viel Fröhlichkeit gelernt. Das möchte er mit diesem Kunstwerk würdigen und weitergeben. Die Skulptur rege dazu an, um sie herumzugehen und von allen Seiten zu betrachten.

Bildhauersymposion 2024

Zu den Stationen 4 und 5 ging es dann über die Stäpfele hinunter und durchs Ihlinger Tor zur Wiese an der Fürstabt-Gerbert-Straße beim Spielplatz Froschgasse. Hier hat das Kunstwerk „Die Wölfin – Naarassusi“ Aufstellung gefunden. Mitkurator Josef Nadj und zwei tüchtige Helfer vom Bauhof hatten sich dafür voll ins Zeug gelegt. Allein der Transport der filigranen und etwa vier Meter hohen Holzskulptur sei eine besondere Herausforderung gewesen. Die finnische Bildhauerin Essi Pitkänen erläuterte auf Englisch, dass ihr Werk eine Hommage an alle rebellischen Mädchen sei, die sich im Lauf der Geschichte gegen das Urteil der Gesellschaft, symbolisiert als weiße Masken zwischen bunten Häusern, aufgelehnt haben. Die Figur einer jungen Frau, die dem Maul einer Wölfin entsteigt, trägt Bluejeans, ein Kleidungsstück das einst einem Tabubruch gleichkam. Die Blüte in ihrer Hand kann als Zeichen der jungfräulichen Unschuld gedeutet werden.

Bildhauersymposion 2024

Zu dieser bildgewaltigen Symbolik bietet die nur weniger Meter entfernt aufgestellte Skulptur „Improvisation“ des Niederländers Jan Douma nun einen krassen Gegenpol. Das einzige abstrakte Kunstwerk aus diesem Bildhauer-Symposion ist das Ergebnis eines vom Material geleiteten Schaffensprozesses. Der Künstler erzählte, dass er zuerst den Baumstamm in liegender Position bearbeitet habe. Eine schadhafte Stelle im Holz brachte ihn dazu, dort einen tiefen Einschnitt zu machen, der am Ende sogar zu einem Spalt mit Durchblick wurde. In der vertikal aufgerichteten Position habe sich die Form dynamisch weiterentwickelt. Zum Sschluss habe er die Oberfläche schwarz geflämmt und mit Wachs bearbeitet. Dadurch entstehe nicht nur eine Schutzschicht für das dem Wetter ausgesetzte Kunstwerk, sondern vor allem eine neutrale, zurückhaltende Farbgebung, die die plastische Form besser zu Geltung bringe.

Bildhauersymposion 2024

Am Ende des Rundgangs zogen alle Beteiligten einen zufriedene Bilanz, es habe großen Spaß gemacht, so eng und intensiv zusammenzuarbeiten. Der gesellige Abschluss im Biergarten gemeinsam mit dem Pubikum fiel dem anhaltenden Regenwetter zum Opfer und die in den Symposiontagen zusammengeschweißte Künstlergruppe zog sich zur Abschiedsfeier ins trockene Gemeinschaftsquartier bei Bildhauer Josef Nadj zurück. Die Horberinnen und Horber haben in den kommenden vier Jahren die Möglichkeit, die neuen Kunstwerke in der Stadt auf eigenen Faust zu entdecken und an den fünf Stationen zu erkunden.

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